Die geburt eines Falabella füllen
Trotz 25 jähriger Arbeit mit Pferden hatte ich noch nie die Geburt eines Füllen miterlebt. Die Spannung war bei der Ersten dann auch riesengroß! Nachfrage bei anderen Züchtern brachte mir Unsicherheit, die noch immer nicht ganz verschwunden ist. Der meist gehörte Rat: Bei der Geburt dabei sein! Es kommt häufig zu Komplikationen bei der Geburt. Ursachen hierfür können die Größe des Füllen und das genetische Material sein. Um den Zeitpunkt der Geburt zu bestimmen müssen das Verhalten und die körperlichen Symptome der Stute beobachtet werden. Aber manchmal gibt es keine Hinweise – das haben wir schon zweimal erlebt.
Allererst muß die Lage des Füllen in der Gebärmutter festgestellt werden. Wenn diese korrekt ist, kann nicht viel mehr schiefgehen. Da im Zweifelsfall schnell gehandelt werden muß, ist es sinnvoll zu zweit zu sein und im Notfall schnell den Tierarzt zu rufen. Für die Wache habe ich „Geburtsmelder“ angeschafft, ein amerikanisches System: ein kleiner Sender wird am Halster befestigt, er gibt in einem Strahl von 100 Metern ein Signal weiter an einen Piepser sobald die Stute sich komplett horizontal hinlegt. Diese Position nehmen die meisten Stuten ein sobald die Wehen beginnen.
Viele Stuten legen sich während der letzten Periode ihrer Schwangerschaft allerdings öfter horizontal hin, heben dabei aus dieser Lage heraus aber ihren Kopf. Darum schaffte ich während der zweiten Geburtssaison eine Kamera an, die an den Fernseher angeschlossen ist und die viel unnötige Rennerei in den Stall verhindert hat. Es gibt auch fortschrittlichere Systeme die an Smartphones und Tablets gekoppelt werden können. Die Geburt unseres ersten Füllen war eine Bilderbuch-Geburt. Abends um 22.30 Uhr kam das erwartete Signal aus dem Piepser. Die Stute lag komplett horizontal gestreckt, die Fruchtblase war bereits aus ihrem Körper gekommen, ein Füßchen war darin zu erkennen, das ich vorsichtig im Rhythmus der Wehen hin und her bewegte, worauf schnell das zweite Füßchen sichtbar wurde. Die Fruchtblase brach und innerhalb weniger Minuten lag das Füllen neben der Mutter und wir entfernten das Vlies.
Die Nabelschnur verband Mutter und Füllen noch und während ich zweifelte ob ich deswegen den Tierarzt rufen sollte, stand die Stute auf und brach die Nabelschnur…. so, wie es während Geburten schon Millionen Jahre passiert. Innerhalb einer halben Stunde stand das Füllen, nur das Finden der unverzichtbaren Biestmilch war ein Problem. Die Euter der Stute sind auch für ein größeres Füllen schwer zu finden. Das Füllen muß den Kopf drehen und hochschieben, unter die Flanke der Stute. Das Füllen sucht solange bis es zu müde wird und man zu überlegen beginnt ob man selber die Stute melken und das Füllen mit der Flasche füttern sollte, den Tierarzt rufen, oder warten bis das Füllen ausgeruht ist und selbst einen weiteren Versuch unternimmt. Man sollte der eigenen Intuition folgen und eine Entscheidung treffen. Das suchende Füllen hat einen scharfen Geruchssinn, man kann ein paar Tropfen Biestmilch auf die eigene Hand fallen lassen, das Füllen daran riechen lassen und dann geduldig zum Euter der Mutter führen.
Wir haben inzwischen alle beschriebenen Szenarien erlebt – das Natürlichste ist am besten.